Einfach genial | 20.11.2012 | 19:50 Uhr

Sargmöbel

Anna Siotto ist Tischlerin aus Leidenschaft. Einige ihrer Möbel bergen ein "Geheimnis". Wenn sie die auf dem Markt verkauft, hängt innen immer ein Zettel mit der Aufschrift:
"Dies ist ein Sargmöbel: ein schönes Möbelstück zu Lebzeiten. Danach kann es als Sarg benutzt werden." Viele Leute schrecken zunächst zurück, erzählt Anna Siotto: "Sie […] machen die Tür auf, lesen den Text und gehen erst einmal einen Schritt zurück und sagen: Oh!" Eine völlig verständliche Reaktion, denn wer möchte schon seinen zukünftigen Sarg im Wohnzimmer stehen haben?

Anna Siotto in ihrem Atelier

Doch wer jetzt denkt: "Wie makaber!", der sollte Anna Siotto zuhören, wenn sie davon erzählt, wie alles anfing:
"Ich hatte ein Gespräch mit einer Freundin, die Bestattungen machen wollte und mich fragte: 'Was würde es kosten, wenn Du einen schönen Sarg machen würdest?' Ich dachte: 'Einen schönen Sarg, das ist ja geradezu absurd. Ich investiere wertvolle Arbeitskraft und schönes Holz und das ist zwei, drei Stunden zu sehen und wird dann in die Erde versenkt."
Doch der Gedanke ließ Anna Siotto nicht mehr los. Warum nicht einen Sarg bauen, mit dem man den Alltag schon zu Lebzeiten teilt? Jetzt braucht der Mensch einen Schrank, später einen Sarg. Warum nicht beides verbinden?
Für alle ihre Möbel stellt Anna Siotto die Holzverbindungen selbst her, denn jedes Holz reagiert anders - ein Naturprodukt eben. Deshalb achtet sie auch beim Behandeln des Holzes auf natürliche Materialien. Sie benutzt meist Bienenwachs, denn das gibt dem Holz eine besonders warme Farbe.