Sabine Grimkowsky: Was von mir übrigbleibt. Holzkiste oder Designermodell Der Sarg Anna Siotto stellt Sargmöbel her, das heißt sie schreinert einen Schrank, der genau die Funktion hat, die ein Schrank haben soll, der aber darüber hinaus später als Sarg zu bnutzen ist. Bestimmte Maße müssen dabei eingehalten werden, aber da sei sie ziemlich variabel, es gebe ja auch bei "normalen" Särgen größere und kleinere, und das unterliege keiner Kontrolle. Hingegen seien die Materialien vorgeschrieben, kein Glas, kein Kunststoff. Den Schränken sieht man ihre spätere mögliche Verwendung kaum an. Nur wenn man es weiß, lassen sich aus der Form Schlüsse ziehen. Das Rückenteil und die Seiten könnte man bei näherem Hinsehen als Sarg identifizieren, innen sind Regale angebracht und die Vorderseite ist schräg geteilt und mit Türen aus Holz und Glas versehen. Bei der Umwandulng vom Schrank zum Sarg wird ein Sargdeckel aufgesetzt. Das Möbelstück kann als Bücherschrank verwendet werden oder für alles, was man so sammelt. Ganz unterschiedliche Reaktionen würde sie mit ihren Sargmöbeln
hervorrufen, erzählt die Schreinerin. Manche würden verschreckt
einen Schritt zurücktreten, wenn sie im Inneren des Schranks ein
Schild entdecken mit der Aufschrift: Dieser Schrank kann auch als Sarg
verwendet werden. Manche sehen erst dann näher hin und beginnen zu
fragen. Und manche frinden die Idee so attraktiv, dass sie sich so ein
Möbelstück bestellen. Das seien Menschen, die sich mit dem Tod
intensiv auseinandersetzen oder denen er schon sehr auf den Leib gerückt
ist, wie im Falle einer aidskranken Frau. Für sie ist der Gedanke,
zu wissen, worin sie beerdigt wird, sehr tröstlich. Man könne
sich an die Behausung langsam gewöhnen, ausserdem sei man nicht posthum
der Nötigung ausgesetzt, irgendeinen, meist sehr teuren, Sarg zu
kaufen. Was für die einen Herantasten an das Haus der letzten Ruhe
ist, stellt für die anderen ein abschreckendes Memento Mori dar.
Keinesfalls wollen sie täglich an ihre Sterblichkeit erinnert werden. |